Ein jeder genießt oder erträgt das Leben auf der Daseinsstufe seiner persönlichen Erblondung.

Obwohl Intelligenz und Bildung der freudvollen Blondheit eher abträglich sind, kann man doch keineswegs behaupten, dass geistig erblondete doof oder gar dümmlich wären. Im Gegenteil. Es gibt zahlreiche Beispiele ausgeprägter akademischer Blondheit.
Das Blondsein selbst lässt sich nur schwerlich beschreiben. Es ist ein Zustand der Leichtigkeit, ein unbeschwertes Sein – unter Bevorzugung überaus ökonomischer Geistesaktivität. Selten und eher zufällig kann Blondheit auch mit der Farbe des Haupthaares in Verbindung gebracht werden. Will heißen, dass man Blonde eben nicht an ihrer Haarfarbe erkennen kann, wie immer noch viele Menschen glauben.
Um den Grad der eigenen Blondheit zu ermitteln, sind Grenzerfahrungen hilfreich. Ein paar Tage am Ballermann 6, billigst befuselt, mit anderen Erwachsenen auf Tischen tanzend und Kinderlieder singend – das schafft Klarheit, über den ganz persönlichen 'blondus quo'.
Während der Geistesblonde sich freudig entspannt durch dutzende von Fernsehprogrammen zappen kann und auf der heimischen Couch glückselig televisioniert, verspürt der Unblonde mitunter schon nach wenigen Minuten erste seelische Qualen, beim Versuch das Gesehene geistig zu verarbeiten. In dieser Hinsicht sind Unblonde klar benachteiligt.
Dieser Verlust ungetrübter Erlebensfreude, der in einer unterhaltungsorientierten Gesellschaft nicht unerheblich ist, durchzieht nahezu alle Lebensbereiche. Bildungsschwanger und geistig hyperaktiv wälzt und erleidet der Unblonde Probleme, die der Blondmensch nicht einmal kennt.
Sagenhaft hält sich das Gerücht, demnach Blondinen (oder, um der Eman(n)zipatoin Willen, eben auch Blondineriche) selbst beim Liebesakt ein wahres Erlebnis sein sollen. Das scheint schlüssig. Schon deshalb, weil intelligent strukturierte Unblondigkeiten der schamlosen Kuschelei keinesfalls zuträglich sind. Schon der Versuch, beim Höhepunkt lustvollen Spaßvögelns einen intelligenten Gesichtsausdruck zuwege zu bekommen, ist total unsexy.
Wer wirklich Freude am Leben haben mag, dem bleibt nichts anderes übrig, als sich ein klein wenig Blondheit zu erhalten – und diese liebevoll zu kultivieren.

 

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