Krieg. Da tun alle so, als wüssten sie Bescheid. Kein Wunder, Krieg lernt man schließlich im Sandkasten. Jedenfalls das Prinzip. Ich bin der oberwichtigste Bestimmer im Sandkasten. Der Chefbestimmer. Der Chef-Chef.

Die Buddler wissen das aber noch nicht. Diese infantile Sandschaufler-Truppe verweigert meinen Anweisungen den Gehorsam. Noch!

Mir gebührt die Führung. Zuweilen müssen Führungsansprüche durchgesetzt werden. Das bedarf einiger Intelligenz und einer guten Vorbereitung. Von nix kommt nix. Zuerst braucht es eine Einschätzung dessen, wo meine Bataillone stehen. Ist Freund und Feind identifiziert und die Kampfstärke abgewogen, gilt es den Geist zu wecken – den Kampfgeist. Meinungsbildende Maßnahmen sind angesagt. Wenn Freund und Feind sich mit Wohlwollen gegenüber stehen, dann gibt es kein Vorwärtskommen.

Dem Konflikt muss zielstrebig das Feld bereitet werden. Enthusiasmus und Hass ist das Ziel. Doch so schnell geht das nicht. Erst ein wenig Zweifel streuen und der Saat eine nachhaltige Pflege angedeihen lassen. Zweifel ist ein hervorragender Nährboden. Aus Zweifel kann alles entstehen. Gutes und Schlechtes. In diesem Fall Gutes. Für mich.

Nun kommt der schwierige Teil. Die künftigen Krieger davon zu überzeugen, dass man den anderen nicht trauen kann. Dass diese Böses im Schilde führen – klammheimlich.

Das Mikroklima im Sandkasten verschlechtert sich planmäßig. Sandförmchenneid breitet sich aus. Meine manipulierten Statisten werden von neuem Begehren beseelt: feindliche Territorien zu beherrschen. Wunderbar. Nun wissen sie, dass sich etwas ändern muss. Verspüren den Wunsch für ihre Sache zu kämpfen.

Die Zeit arbeitet, für mich. Man fragt mich um Rat. Scheinbar widerwillig komme ich ihrer Aufforderung nach. Ich erkläre den Krieg.

Das Pack schlägt sich – die Sandschaufeln auf den Kopf. Es ist eine Wonne. Ich atme den napoleonischen Geist.

Nichts ist wie es war. Die Besiegten räumen das Feld. Die Infrastruktur hat sich verschlechtert. Wir haben einen Eimer, einen Bagger, mehrere Buddelfreunde, zwei Schaufeln und gut ein halbes Dutzend Förmchen eingebüßt. Aber der Sieg ist unser und die Führung mein. Das war es wert.

Sie sind so herrlich ahnungslos. Fürchten nur Ihresgleichen. Weil sie nie gelernt haben Fragen zu fragen. Nicht einmal die Frage der Fragen ist ihnen geläufig: 'cui bono' – wem nutzt es?

Im Sandkasten lernen, heißt fürs Leben lernen.


Den echten Krieg. Also den, der sich richtig lohnt. Der mit dem Menschen totmachen. Den führt man erst, wenn man groß ist. Wenn man als ein gereiftes Exemplar eines 'homo sapiens sapiens' gilt. Also eines aufrechten vernunftbegabten Wesens.

Der Lohn ist die Herrschaft. Herrschaft über Menschen, Resourcen und Geld. Und die, die sich anstelle der Sandschaufeln mit richtig potenten Waffen auf die Mütze geben, die sind so dumm geblieben wie einst - sandkastendumm. Sie können die Frage immer noch nicht stellen. Nicht einmal zu denken vermögen sie sie. Dabei ist das doch kinderleicht: Wem nutzt es?

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